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ADHS - Diagnosemethoden

ADHS - Diagnosemethoden

Autor: Ulrich Brennecke
Review: Dipl.-Psych. Waldemar Zdero (08/2024)

Eine ADHS-Diagnose wird herkömmlich durch Fragebögen, Interviews und Tests ermittelt. Grundsätzlich sollten mehrere verschiedene Instrumente verwendet werden. Das bedeutet, dass für eine gute Diagnostik mehrere Fragebögen, mehrere Tests und unbedingt ein persönliches Interview durch den Diagnostiker erforderlich ist.
Die Übereinstimmung von Fragebögen und Tests untereinander ist trotz Überprüfung der Validität und Reliabilität der jeweiligen Tests begrenzt.
Symptome von ADHS treten auch bei anderen Störungsbildern auf. Eine Studie über 10 Störungsbilder fand, dass 60 % der Symptome bei mindestens der Hälfte aller Störungen auftraten und in den jeweiligen störungsspezifischen Fragebögen und Tests bewertet wurden.1

ADHS wird typischerweise durch die Anzahl der relevanten Symptome diagnostiziert. Dies erhöht die Diagnosegenauigkeit bei ADHS.2 Dieses Modell wurde von Barkley beispielhaft durchdekliniert:

  • Nichtbetroffene haben im Schnitt 1 bis 2 von 18 Symptomen oft (rund 5 %)3
  • ADHS-Betroffene haben im Schnitt 12 dieser 18 Symptome oft (rund 66 %)3
    An dieses Modell lehnt sich das Online-Screening des ADxS.org-Symptomtests an, der 45 Symptome abfragt, jedoch nicht medizinisch validiert ist und nicht zur ärztlichen Diagnostik dient.

Neuropsychologische Tests4 oder einzelne Biomarker sind zu ungenau, um damit ADHS zu diagnostizieren. Wir vermuten, dass ähnlich wie bei den Ratingskalen für Symptome von ADHS, die ja nicht nur auf ein einzelnes Symptom, sondern auf den bei ADHS häufigen Symptomcluster abstellen, ein Testcluster einer Gruppe von neuropsychologischen Tests oder Messung einer Gruppe von ADHS-typischen Biomarkern eine adäquate Testgenauigkeit ergeben könnte. Da ADHS ein Syndrom ist, also eine Vielzahl von verschiedenen Ursachen, die sich in gemeinsamen Symptomen zeigen, dürften Biomarker nur entweder die Mechanismen messen, die die gemeinsamen Symptome vermitteln (wobei auch hier allein schon mit dem Dopamin- und dem Noradrenalinsystem mehrere ähnliche, weil funktional redundante Systeme existieren) oder einzelne Syndromursachen erkennen können, aber kaum alle. Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass weiterhin vor allem die Verbesserung der Erkennungsrate durch einzelne Biomarker verfolgt wird, anstatt an der geeigneten Zusammenstellung verschiedener Biomarker zu forschen, die in ihrer Gesamtheit eine ADHS-Diagnostik ermöglichen. Einzelne Ansätze, die diesen Gedanken verfolgen, gibt es.56