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Dieser Beitrag stellt einzelne Zytokine und Entzündungsmarker sowie ihre neurophysiologischen und verhaltensrelevanten Wirkungen dar.
Proinflammatorische Zytokine haben erheblichen Einfluss auf den Dopamin-, Noradrenalin- und Serotoninhaushalt, bewirken eine Aktivierung der HPA-Achse und eine Erhöhung von Akut-Phase-Proteinen. Damit zeigen sie neurophysiologische Auswirkungen, die denen von ADHS ähneln.
Einige Zytokine, wie IL-6 und IL-10, scheinen mit ADHS unmittelbar in Verbindung zu stehen. IFN-α kann einen Dopaminmangel im Striatum verursachen, wie er auch bei ADHS auftritt. Die damit einhergehenden Symptome können jedoch durch L-Dopa vermindert werden, während bei ADHS L-Dopa bekanntlich keine Verbesserung der Symptomatik bewirkt. Zugleich reagieren die dopaminerg vermittelten Symptome einer IFN-α-Gabe (hier: Fatigue) nur schwach auf eine Behandlung durch die bei ADHS gut wirksamen Stimulanzien, die als Wiederaufnahmehemmer von Dopamin- und Noradrenalin wirken und den extrazellulären Dopaminspiegel durch DAT-Efflux erhöhen.
IFN-α wie IFN-β binden an den Interferon-Typ-1-Rezeptor mit dessen Subtypen IFNAR-1 und IFNAR-2, während IFN-γ an den Interferon-Typ-2-Rezeptor (IFNGR) bindet.1
1.1.1.1. Neurophysiologische Auswirkungen von IFN-α¶
Die Untersuchungen zu Auswirkungen von IFN-α auf den Dopaminspiegel zeigen uneinheitliche Ergebnisse. Dies liegt zum Teil daran, dass Nagetiere mit humanem IFN-α behandelt wurden, wobei Nagetiere keine IFN-Typ-1-Rezeptoren besitzen, sodass die Aussagen nur bedingt aussagekräftig sind.2 Inkonsistente Ergebnisse für IFN-α bestehen nicht nur für Dopamin, sondern auch in Bezug auf Noradrenalin und Serotonin.1
1.1.1.1.1. Einfluss auf Dopamin, Serotonin, Noradrenalin durch IFN-α¶
IFN-α verringert die dopaminerge Aktivierung des Striatums, was mit Anhedonie, Fatigue und Depression verbunden ist.345
Dies korreliert zugleich mit Motivationsänderungen.6
IFN-α verringert den Dopaminspiegel und Tetrahydrobiopterin (BH4) in der Amygdala und den Raphekernen (muskulär gegebenes IFN-α).7 Cardiotrophin‐1 (CT‐1) und IN-6 verringern ebenso den BH4-Spiegel.8
Unklar ist, ob dies durch Stickoxid vermittelt wird. Teilweise wurde dies bejaht,7 teilweise verneint.9
IFN-α im Gehirn durch Mikroglia und Astrozyten IFN-α tritt mengenmäßig geringer auf als IL-6 und MCP-1, IFN-α im Gehirn wiederum erhöht
IL-6 im Gehirn
IL-1 im Gehirn durch Mikroglia
TNF-α im Gehirn
MCP-1 (Monocyte chemoattractant protein-1) im Gehirn
oxidativer Stress (Superoxidanten) im Gehirn durch Mikroglia
Hepatitis-C-infizierte Betroffene erhielten IFN-α sowie ein mittels Radioaktivität messbares L-Dopa (F-Dopa). IFN-α bewirkte eine signifikant erhöhte Aufnahme von F-Dopa und einen verringerten Umsatz von F-Dopa in Nucleus caudatus, Putamen und denjenigen Bereichen des ventralen Striatums, die durch IFN-α verringert aktiviert wurden. Die Änderungen von F-Dopa-Aufnahme und -Umsatz korrelierten mit Depressionen und Fatigue.3
Bei Parkinson wird demgegenüber beobachtet:
eine verringerte F-Dopa-Aufnahme und ein erhöhter Umsatz von F-Dopa10
eine verringerte F-Dopa-Aufnahme im Putamen und eine erhöhte Aufnahme im PFC11
eine verringerte Aktivität und Dopaminspeicherung im Striatum12
Noradrenalin- und Dopaminspiegel und Tyrosinhydroxylase bei Ratten wurden durch IFN-α durch 7-tägige Gabe13
signifikant erhöht in
PFC
Hypothalamus
Medulla oblongata
unverändert in
Thalamus
Hippocampus
Eine Injektion von IFN-α ins Gehirn bewirkte bei Ratten binnen 2 Stunden14
Serotonin verringert
signifikante dosisabhängige Verringerung im PFC
Reduzierung im mittleren Gehirn
Reduzierung im Striatum
5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) verringert
Reduzierung im mittleren Gehirn
Reduzierung im Striatum
Noradrenalin verringert
signifikante dosisabhängige Verringerung im PFC
IFN-α verringert den Tryptophanspiegel (wenn auch schwächer als IFN-γ), was auf einen hemmenden Einfluss auf Serotonin schließen lässt.1
Über 14 Tage in den Bauchraum gespritztes IFN-α bewirkte bei Ratten9
Dopamin verringert
nach 1 Tag im Kortex verringert
reversibel nach Ende der IFN-α Gabe
Noradrenalin verringert
nach 4 Tagen in den meisten Gehirnregionen verringert
reversibel nach Ende der IFN-α Gabe
Serotonin erhöht
nach 14 Tagen zu je 20.000 U/kg erhöht in
PFC
Hippocampus
nach 14 Tagen zu je 200.000 U/kg erhöht in
PFC
Hippocampus
Amygdala
Thalamus
Hypothalamus
nach 14 Tagen zu je 2.000.000 U/kg erhöht in
Thalamus
Hypothalamus
keine Veränderung der Serotonin-Transporter-mRNA-Spiegel
Einmalig ins Bauchfell gespritztes IFN-α von 1.500.000 U/kg, 3.000.000 U/KG oder 6.000.000 U/kg veränderte bei Ratten Monoamine, Monoaminmetaboliten oder Monoaminumsatz nicht signifikant15
5 Tage hintereinander ins Bauchfell gespritztes IFN-α von 1.500.000 U/kg bewirkte bei Ratten15
durch α-Methyl-p-Tyrosin induzierter Dopaminabbau signifikant unterdrückt.
IFN-α über 4 Wochen bei Affen bewirkte einen verringerten Anstieg von Dopamin im Striatum durch Amphetamine. Dies korrelierte mit Anhedonie.
Diese durch IFN-α verursachte striatale Dopaminverringerung konnte durch L-Dopa vollständig aufgehoben werden,16 was darauf hindeutet, dass IFN-α die Synthese von Dopamin beeinträchtigt.
Das Verhältnis von 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure zu Dopamin, das ansteigt, wenn unverpacktes Dopamin über Monoaminoxidase metabolisiert wird, blieb unverändert, was darauf hindeutet, dass IFN-α den Dopaminspiegel nicht über Monoaminoxidase beeinflusst.16
Weiter war die Bindung des D2-Dopaminrezeptors verringert, nicht aber die des Dopamintransporters.17
MPH zeigt keine Wirkung auf Fatigue bei Krebs.181920 Amantadin zeigte ebenfalls nur geringe Wirkung auf Fatigue bei Multipler Sklerose,21 ebenso wie Modafinil.22 Eine sehr große und umfassende Metastudie von 113 Studien mit n = 11.525 Probanden fand weder für Amphetamine noch für Medikamente insgesamt eine bessere Wirkung auf Fatigue bei Krebs als für Training und Psychotherapie. Eine sehr gute Übersicht verschafft das Begleitmaterial der Metastudie.23
ein Anstieg der abendlichen Cortisol-Minimalwerte korrelierte signifikant mit erhöhten Depressionswerten des MADRS und erhöhten Fatiguewerten des MFI und allen seinen Subskalen (Generelle Fatigue, physische Fatigue, verringerte Aktivität, verringerte Motivation, mentale Fatigue)
erhöhte abendliche Cortisolwerte korrelierten mit an diesem Tag erfahrenem Stress26
eine einmalige Gabe von 5 Millionen IE IFN-α aktiviert die HPA-Achse
nach einer täglichen Gabe von 5 Millionen IE IFN-α über 3 Wochen waren keine erhöhten ACTH- und Cortisol-Blutwerte festzustellen. Dafür lösten supramaximale Dosen von CRH signifikant erhöhte ACTH- und Cortisolanstiege aus.
IFN-α stimuliert im Labor die CRF-Produktion im Hypothalamus und die Corticoidausschüttung der Nebennierenrinde (von Ratten), nicht aber die ACTH-Ausschüttung der Hypophyse.
IFN-α erhöhte den Glucosemetabolismus in den Basalganglien und dem Cerebellum (Kleinhirn), während es diesen im dorsalen PFC verringerte. Es verursachte Erschöpfung, Alexithymie (Gefühlsarmut) und Müdigkeit.28
Dieser erhöhte Glucosestoffwechsel in den Basalganglien-Kernen ähnelt dem von Parkinson-Patienten, wo er eine erhöhte oszillatorische Burst-Aktivität abbildet, die auf den Verlust des inhibitorischen nigralen Dopamin-Eingangs zurückzuführen ist.2
IFN-α potenziert die dopaminerge Wirkung von D-Amphetamin. Der mu-Opioidrezeptor-Antagonist Naloxon unterband diese Wirkungssteigerung, weshalb diese möglicherweise über Opioidrezeptoren vermittelt wird.292
IFN-α verringert die Schmerzwahrnehmung bei Ratten. Dieser Effekt kann durch mu-Opioidrezeptor-Antagonisten (z.B. Naloxon), nicht aber durch Delta- oder Kappa-Opioid-Rezeptor-Antagonisten unterbunden werden.30
durch verringerte dopaminerge Aktivierung des Striatums3245
Dies korreliert zugleich mit Veränderung der Motivation.6
Depressionen und Fatigue korrelierten mit erhöhter F-Dopa-Aufnahme und verringertem L-Dopa-Umsatz auf langfristige IFN-α-Gabe.33
Depressives Verhalten (Huddling, Zusammenkauern) korrelierte mit verringerter Homovanillinsäure in der Gehirnflüssigkeit, einem Stoffwechselprodukt von Dopamin, was auf einen verringerten Dopaminumsatz hindeutet.2
Fatigue korrelierte mit verringerter Homovanillinsäure in der Gehirnflüssigkeit, einem Stoffwechselprodukt von Dopamin, was auf einen verringerten Dopaminumsatz hindeutet.34
korrelierte mit einem verringerten Anstieg von Dopamin im Striatum durch Amphetamine nach IFN-α-Gabe über 4 Wochen bei 8 Affen.
Diese durch IFN-α verursachte striatale Dopaminverringerung konnte durch L-Dopa vollständig aufgehoben werden, was darauf hindeutet, dass IFN-α die Synthese von Dopamin beeinträchtigt.
IFN-α verringerte die motorische Aktivität bei Ratten (7-tägige Gabe).13 Die verringerte motorische Aktivität korrelierte mit verringerter Homovanillinsäure in der Gehirnflüssigkeit, einem Stoffwechselprodukt von Dopamin, was auf einen verringerten Dopaminumsatz hindeutet.34
Durch eine Vorbehandlung mit einem Antidepressivum (hier: Paroxetin) konnten durch IFN-α verursachte Depression, Angst, kognitive Beeinträchtigungen und Schmerzen besser vermieden werden als Anorexie und Fatigue.3940
In einer Doppelblindstudie zeigte Paroxetin keine Wirkung auf ADHS.41 Pegyliertes IFN-α mit einer verringerten Halbwertszeit führt zu geringeren depressiven Symptomen als nicht pegyliertes IFN-α.42
Die Auslösung depressiver Symptome (nicht aber der übrigen Symptome) durch IFN-α könnte durch die Verringerung von Tryptophan (TRP) aufgrund dessen Umwandlung in Kynurenin (KYN) durch das Enzym Indoleamin-2,3-Dioxygenase vermittelt werden.43 IFN-α 2 b löst als Medikament gegen Hepatitis C oder maligne Melanome bei 40 bis 50 % der Betroffenen dosisabhängig schwere Depression und bei bis zu 80 % Fatigue, Energieverlust und motorische Verlangsamung aus.44 Plasmawerte von IFN-α korrelieren hoch mit Depressionsmerkmalen nach dem MADRS und Fatigue-Werten nach dem MFI.25
Anorexie, Fatigue und Schmerzen treten nicht unmittelbar, sondern erst innerhalb von 14 Tagen nach IFN-α-Behandlungsbeginn ein. Depressive Stimmung, Angst und kognitive Beeinträchtigungen traten dagegen erst später auf und vor allem bei Patienten, die die DSM-IV-Kriterien einer schweren Depression erfüllten.
Veränderungen im Dopaminstoffwechsel der Basalganglien
spricht nicht auf Antidepressiva an
spät eintretende Folge: depressives Syndrom
depressive Symptome
Aktivierung neuroendokriner Bahnen
veränderter Serotoninstoffwechsel
spricht auf Antidepressiva an
Unterschiedliche Wirkungspfade bei unterschiedlichen Depressionssubtypen?
Wir fragen uns, ob die unterschiedlichen depressiven Folgen des neurovegetativen Systems (dopaminerg) und des depressiven Syndroms (serotonerg) möglicherweise auch einige Unterschiede zwischen melancholischer und atypischer Depression erklären könnten. Während atypische Depression eher mit einer abgeflachten endokrinen Stressantwort und erhöhter Tagesmüdigkeit verbunden ist, ist melancholische Depression typischerweise mit einer erhöhten endokrinen Stressantwort ohne erhöhte Tagesmüdigkeit verknüpft. Sollte hier eine Verbindung bestehen, müsste atypische Depression, die stärker mit Tagesmüdigkeit verknüpft ist, auf eine dopaminerge Behandlung besser ansprechen.
Eine IFN-α induzierte Depression und eine “natürlich” entstandenen Depression zeigen46
identische Symptomschwere von
Angstzuständen
depressive Stimmung
beeinträchtigte Arbeitsaktivität
abweichend bei IFN-α induzierter Depression
stärkere psychomotorische Verlangsamung
höhere Gewichtsabnahme
geringere Schuldgefühle
Parameter, die eine Depression nach einer antiviralen Behandlung mit Interferon wahrscheinlicher machen, sind:47
hohe Ausgangswerte von IL-6
weibliches Geschlecht
frühere Depressionen
unterschwellige Depressionssymptome
niedriges Bildungsniveau
Antidepressiva bewirken, dass die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen (wie IFN-α) verringert und die Produktion von antiinflammatorischen Zytokinen erhöht wird.48
IFN-α wie IFN-β binden an den Interferon-Typ-1-Rezeptor mit dessen Subtypen IFNAR-1 and IFNAR-2, während IFN-γ an den Interferon-Typ-2-Rezeptor (IFNGR) bindet.1
IFN-α wie IFN-β binden an den Interferon-Typ-1-Rezeptor mit dessen Subtypen IFNAR-1 and IFNAR-2, während IFN-γ an den Interferon-Typ-2-Rezeptor (IFNGR) bindet.1
IFN-γ und IL-12 hemmen die Aktivität von TH-2 Zellen.49
IL-6, IL-10, IL-17, IFN-γ und TNF-α werden durch Alkoholkonsum (auf 1,2 Promille) wenig beeinflusst.50
Verhaltensaktivere Ratten zeigten im nicht gestressten Zustand höhere periphere Blutwerte von entzündungsfördernden Zytokinen (IL-1α, IL-1β, IL-2, IFN-γ, Granulozyten-Monozyten-LSF) und entzündungshemmenden Zytokinen (IL-4, IL-10) als passivere Tiere.
Akuter Stress bewirkte bei verhaltensaktiveren Ratten einen Rückgang der Plasmaspiegel dieser Zytokine, bei passiveren Tieren dagegen einen Anstieg des pro-inflammatorischen IL-1β und des anti-inflammatorischen IL-4 im peripheren Blut.51
IFN-α reduziert Tryptophan5248 (stärker als IFN-α), was auf einen hemmenden Einfluss auf Serotonin schließen lässt.1
Die bislang einzige Untersuchung der Hirnflüssigkeit fand bei 60 % der Kinder mit ADHS IFN-γ.53
Eine Untersuchung fand keine Veränderungen der Serumwerte von IL-2, IL-4, IL-17, TNF-α und IFN-γ bei Kindern mit ADHS.54
Blutserumwerte haben häufig keine eindeutige Aussage in Bezug auf neuropsychologische Wirkungen von Zytokinen. Siehe hierzu: Messung von Zytokinen
IL-1α und IL-1β scheinen sehr ähnliche Wirkungen zu haben. IL-1β soll potenter sein hinsichtlich der Aktivierung der HPA-Achse.1 IL-1α und IL-1β binden beide an den IL-1-Typ-1-Rezeptor, der ihre Wirkung vermittelt.
Der IL-1-Typ-2-Rezeptor scheint IL-1 lediglich zu binden, ohne eigene Wirkungen zu vermitteln. Er wirkt damit als eine Art IL-1-Antagonist. IL-4 und Dexamethason erhöhen die Ausbildung von IL-1-Typ-2-Rezeptoren.55
Die IL-1-Rezeptoren des Menschen unterscheiden sich von tierischen Varianten erheblich.1
Verhaltensaktivere Ratten zeigten im nicht gestressten Zustand höhere periphere Blutwerte von entzündungsfördernden Zytokinen (IL-1α, IL-1β, IL-2, IFN-γ, Granulozyten-Monozyten-LSF) und entzündungshemmenden Zytokinen (IL-4, IL-10) als passivere Tiere.
Akuter Stress bewirkte bei verhaltensaktiveren Ratten einen Rückgang der Plasmaspiegel dieser Zytokine, bei passiveren Tieren dagegen einen Anstieg des proinflammatorischen IL-1β und des antiinflammatorischen IL-4 im peripheren Blut.51
IL-1, TNF-α und IL-6 lösen verschiedene Reaktionen aus:56
1.2.1.1.1.1. Erhöhter Umsatz von Noradrenalin, Dopamin, Serotonin¶
IL-1 erhöht den Noradrenalinumsatz im Hypothalamus (was die HPA-Achse aktiviert) ebenso wie den ACTH- und den Blutcortisolspiegel sowie den Tryptophanspiegel. Das Maximum trat nach 4 Stunden ein.57IL-1 erhöht neben Noradrenalin im Hypothalamus zudem den Serotoninumsatz im gesamten Gehirn.1
Der IL-1-vermittelte Noradrenalinumsatzanstieg ist geringer in den Gehirnregionen, die vom dorsalen noradrenergen Bündel innerviert werden:57
PFC
Hippocampus
Kleinhirn
Die noradrenerge Wirkung von IL-1 scheint durch Cyclooxygenase 2 (COX2) vermittelt zu werden. COX2-Antagonisten (Diclofenac) unterbinden einen durch IL-1 indizierten erhöhten Noradrenalinumsatz, nicht aber COX-1-Antagonisten (Indomethacin, Ibuprofen) oder Lipoxygenase-Antagonisten.58 Indomethacin konnte allerdings den Noradrenalinanstieg auf intravenös gegebenes IL-1 unterbinden, nicht aber den Anstieg auf intraperitoneal (ins Bauchfell) gegebenes IL-1. Intravenös gegebenes IL-1 führte zudem zu einer schnelleren HPA-Achsen-Aktivierung als ins Bauchfell gegebenes IL-1.
IL-1 bewirkt Erhöhung des Umsatzes (was zu einer Verringerung des Spiegels führt) von59
Noradrenalin im Hypothalamus und Hippocampus
Serotonin im Hippocampus und PFC
Dopamin im PFC
IL-1 bewirkt Cortisolerhöhung im Blut, die aber nicht signifikant mit der Noradrenalinerhöhung korrelierte
Der bei Mäusen durch IL-1 zuweilen erhöhte Dopaminverbrauch ähnelte nicht dem bei Stress üblichen Muster eines erhöhten Dopaminumsatzes im PFC im Verhältnis zu anderen Gehirnbereichen1
Aktivierung der HPA-Achse60 durch IL-1 erfolgt primär durch den erhöhten Noradrenalinspiegel. IL-1β soll potenter sein hinsichtlich der Aktivierung der HPA-Achse.1
1.2.1.2.1.1. Einflüsse auf Noradrenalin, Dopamin, Serotonin¶
Eine Erhöhung der Tyrosinhydroxylase durch IL-1-beta deutet auf erhöhten Dopaminumsatz im Hypothalamus hin. Die Veränderung korrelierte mit erhöhten ACTH-Werten bei unveränderten Prolaktinwerten.64
IL-1-β potenzierte die durch leichten Stress ausgelöste Dopaminerhöhung durch leichten Stress im PFC.65
IL-1-β erhöht die Aktivität des Serotonintransporters, was zu erhöhtem Abbau von Serotonin führt.6667
IL-1 bewirkt Erhöhung des Umsatzes (was zu einer Verringerung des Spiegels führt) von59
Noradrenalin in Hypothalamus und Hippocampus
Serotonin im Hippocampus und PFC
Dopamin im PFC
IL-1 bewirkt Cortisolerhöhung im Blut, die aber nicht signifikant mit der Noradrenalinerhöhung korrelierte
Bei IL-1β hängen die Wirkungen bei Ratten erheblich von der Art der Applikation ab (in das Gehirn = intracerebroventrikulär oder ins Bauchfell gespritzt = intraperitoneal = peripher).68
Noradrenalin
verringert in limbischen Regionen durch langandauernde Gabe
Serotonin
gesteigert in limbischen Regionen durch langandauernde Gabe
Dopamin
gesteigert in limbischen Regionen durch langandauernde Gabe
Die Neurogenese mit der Ausreifung von neuronalen Stammzellen im Hippocampus hat zentrale Bedeutung für die kognitive Funktion.707169 Einer der Wirkwege von Antidepressiva ist die Unterbindung von Mechanismen, die die Neurogenese beeinträchtigen.72
IL-1β-Gabe verhindert die Langzeitpotenzierung (LTP), die für das Langzeitgedächtnis essentiell ist. 74 Die LTP-Hemmung wird durch Gabe der antioxidativen Vitamine E und Vitamine C unterbunden.
Die Hemmung der LTP korreliert mit:
IL-1β-Anstieg im Gyrus dentatus
Abnahme der KCl-stimulierten Glutamatfreisetzung in Synaptosomen aus dem Gyrus dentatus
LTP ist mit erhöhter Glutamatfreisetzung verbunden
Abnahme der KCl-stimulierten Glutamatfreisetzung wird durch Gabe der antioxidativen Vitamine E und Vitamine C unterbunden
Anstieg der unstimulierten Glutamatfreisetzung
erhöhte Aktivität der stress-aktivierten Kinasen
erhöhte Aktivität der c-Jun N-terminalen Kinase (JNK)
erhöhte Aktivität der p38 mitogen-aktivierten Proteinkinase
Eine intracerebroventrikuläre (= ins Gehirn gegebene) Injektion von IL-1β erhöhte die Sauerstoffradikale im Hippocampus.
wird durch Gabe der antioxidativen Vitamine E und Vitamine C unterbunden
IL-1β und H²O² erhöhen die Aktivitäten von c-Jun N-terminaler Kinase (JNK) und p38 mitogen-aktivierter Proteinkinase
wird durch Gabe der antioxidativen Vitamine E und Vitamine C unterbunden
Je höher die IL-1β, IL-6, und IL-8-Stressantwort auf einen emotional belastenden Film, desto größer die stressbedingte Beeinträchtigung der kognitiven Kontrolle/Leistung im Stroop-Test.76
Das Räumlichkeitsgedächtnis ist nur bei lang andauernder IL-1β-Gabe ins Gehirn beeinträchtigt, nicht bei kurzfristiger Gabe oder bei peripherer Gabe ins Bauchfell.68
Neugeborene Ratten, die mit Endotoxin behandelt wurden, zeigen im Erwachsenenalter auf eine erneute Endotoxinbehandlung:77
erhöhte Genexpression für Mikroglia Zellmarker im Hippocampus
einen stärkeren Anstieg der Genexpression der Gliazellenmarker im Hippocampus
dieser Anstieg blieb 24 h länger erhöht
eine schnellere Zunahme von IL-1beta in Hippocampus und PFC
eine verlängerte IL-1-beta Erhöhung im PFC
peripheren Zytokinen oder basales Corticosteron waren unverändert
eingeschränkte Gedächtnisleistungen
diese konnte durch Gabe eines Caspase-1-Inhibitors an die erwachsenen Tiere 1 Stunde vor dem Lernereignis und der anschließenden Endotoxingabe unterbunden werden.
Ein Caspase-1-Inhibitor unterbindet die Synthese von IL-1beta
Eine periphere Gabe von IL-1β verringert den gezeigten Aufwand für Zuckerbelohnungen gegenüber frei verfügbarem Futter. Dabei war die Präferenz für Zucker gegenüber frei verfügbarem Futter nicht verringert. Dies deutet darauf hin, dass IL-1β das Maß von Belohnungsanreizen verringert (Anhedonie). Dies ähnelt der Wirkung von IFN-α.78
Bei IL-1β hängen die Verhaltensauswirkungen bei Ratten erheblich von der Art der Applikation ab (in das Gehirn = intracerebroventrikulär oder ins Bauchfell gespritzt = intraperitoneal = peripher).68
Bei IL-1β hängen die Verhaltensauswirkungen bei Ratten erheblich von der Art der Applikation ab (in das Gehirn = intracerebroventrikulär oder ins Bauchfell gespritzt = intraperitoneal = peripher).68 Ängstlichkeit ist nach IL-1β Gabe ins Gehirn noch stärker erhöht als bei IL-1β Gabe ins Bauchfell.
1.2.1.2.3. Verhaltensänderungen je nach Applikationsort und -Dauer¶
Bei IL-1β hängen die Verhaltensauswirkungen bei Ratten erheblich von der Art der Applikation ab (in das Gehirn = intracerebroventrikulär oder ins Bauchfell gespritzt = intraperitoneal = peripher).68
Bewegungsaktivität:
erhöht (ins Bauchfell)
verringert (ins Gehirn)
Ängstlichkeit
erhöht nach Gabe ins Bauchfell
stärker erhöht bei Gabe ins Gehirn
Räumlichkeitsgedächtnis
nur bei lang andauernder Gabe ins Gehirn beeinträchtigt
Blutcortisolerhöhung
durch akute wie lang anhaltender IL-1β-Gabe
Verringerung von IL-10
durch akute wie lang anhaltender IL-1β-Gabe
PGE2-Freisetzung
erhöht durch in Gehirn gegebenes IL-1β-
verringert durch periphere Gabe
Noradrenalin
verringert in limbischen Regionen durch lang andauernde Gabe
Serotonin
gesteigert in limbischen Regionen durch lang andauernde Gabe
Dopamin
gesteigert in limbischen Regionen durch lang andauernde Gabe
Psychischer Stress (auf TSST wie auf Angry memory retrieval) führt zu einer Erhöhung von IL-1β, TNF-α und IL-6 im Sinne einer Stressantwort. Die stressbedingte Erhöhung von IL-1β, TNF-α und IL-6 korreliert mit negativen Emotionen.79
Eine weitere Studie bestätigt dies für IL-1-b und TNF-a sowie, in geringeren Maße, für CRP.80
Je höher die IL-1β, IL-6, und IL-8-Stressantwort auf einen emotional belastenden Film, desto größer die stressbedingte Beeinträchtigung der kognitiven Kontrolle/Leistung im Stroop-Test.76
Bei Frauen bewirkte Stress durch ein Interview einen Anstieg von81
Plasma-Cortisol
Noradrenalin
IL-1β
IL-10
TNF-a
Anzahl und Aktivität natürlicher Killerzellen
Bei Frauen bewirkte Stress durch Schlafentzug einen Anstieg von82
IL-1β
TNF-α
natürlichen Killerzellen.
Verhaltensaktivere Ratten zeigten im nicht gestressten Zustand höhere periphere Blutwerte von entzündungsfördernden Zytokinen (IL-1α, IL-1β, IL-2, IFN-γ, Granulozyten-Monozyten-LSF) und entzündungshemmenden Zytokinen (IL-4, IL-10) als passivere Tiere.
Akuter Stress bewirkte bei verhaltensaktiveren Ratten einen Rückgang der Plasmaspiegel dieser Zytokine, bei passiveren Tieren dagegen einen Anstieg des proinflammatorischen IL-1β und des antiinflammatorischen IL-4 im peripheren Blut.51
IL-1Ra (ebenso wie entzündungshemmende Zytokine wie IL-10) unterbindet die von IL-1 vermittelten Symptome. IL-1-Ra vermeidet die Verringerung des Sozialverhaltens durch IL-1beta, nicht aber die Verringerung des Körpergewichts durch IL-1beta bei Ratten.84
Alkoholkonsum (auf 1,2 Promille) erhöht binnen 2 Stunden und für mindestens weitere 10 Stunden die IL-1Ra-Werte, während der Alkohol binnen 10 Stunden vollständig abgebaut war.50
Hohe IL-6, IL-1beta und IL-1-RA-Werte korrelieren mit verringerter Konnektivität zwischen
Auf milden Stress zeigten Gesunde mit einer niedrigen Cortisolstressantwort höhere Stressantworten von IL-6 und IL-1ra im Blut als diejenigen mit einer hohen Cortisolstressantwort. Zugleich zeigten die Probanden mit einer niedrigen Cortisolstressantwort eine geringere Herzfrequenzvariabilität, was auf eine schlechtere Stressverarbeitung durch das vegetative Nervensystem hindeutet.85ADHS-HI ist häufig mit einer abgeflachten Cortisolstressantwort verbunden, ADHS-I sehr häufig mit einer überhöhten Cortisolstressantwort.
Verhaltensaktivere Ratten zeigten im nicht gestressten Zustand höhere periphere Blutwerte von entzündungsfördernden Zytokinen (IL-1α, IL-1β, IL-2, IFN-γ, Granulozyten-Monozyten-LSF) und entzündungshemmenden Zytokinen (IL-4, IL-10) als passivere Tiere.
Akuter Stress bewirkte bei verhaltensaktiveren Ratten einen Rückgang der Plasmaspiegel dieser Zytokine, bei passiveren Tieren dagegen einen Anstieg des proinflammatorischen IL-1β und des antiinflammatorischen IL-4 im peripheren Blut.51
IL-2 in geringen Dosen bei neugeborenen Mäusen bewirkt im Erwachsenenalter verringerte Dopaminspiegel im Hypothalamus.87
Da IL-2 die Dopaminausschüttung erhöht und im Hippocampus besonders viele IL-2-Rezeptoren vorhanden sind, hat IL-2 Auswirkungen auf die Gedächtnisfunktion.61
Die Auswirkungen von IL-2 auf Dopamin und Noradrenalin sind schwächer als die von IL-1 und IL-6.1
1.2.2.1.2. Keine Erhöhung von Serotonin oder Cortisol durch IL-2¶
IL-2 und IL-4 kombiniert induzieren eine Glucocorticoid-Resistenz in T-Zellen, indem sie die Affinität des Glucocorticoidrezeptors für seinen Liganden deutlich verringern.8889 Darüber hinaus verringert die Umwandlung von Cortisol in weniger aktive oder inaktive Metaboliten die Glucocorticoidempfindlichkeit der Zellen des Immunsystems gegenüber Glucocorticoiden.90
IL-2 chronisch gegeben beeinträchtigt das Arbeitsgedächtnis62 und die Gedächtnisfunktion, weil IL-2 die Dopaminausschüttung erhöht und im Hippocampus besonders viele IL-2-Rezeptoren vorhanden sind.61
Die bislang einzige Untersuchung der Hirnflüssigkeit fand bei 90 % der Kinder mit ADHS IL-2.53 Eine Untersuchung fand keine Veränderungen der Blutserumwerte von IL-2, IL-4, IL-17, TNF-α and IFN-Gamma bei ADHS.54 Für Verhaltensauswirkungen dürften die Gehirnflüssigkeitsspiegel entscheidend sein.
Innerhalb einer Gruppe von Kindern mit ADHS korrelierten verringerte TNF-α- und IL-2-Plasma-Werte mit einem höheren Maß an oppositionellem Trotzverhalten, während höhere IL-2-Plasma-Werte mit einer verringerten Reaktionszeit korrelierten.93
Die Aktivierung von Effektor-T-Zellen (TH-Zellen) bei Stress kann durch Aktivierung von IL-4 hemmende Wirkung auf depressives und ängstliches Verhalten bei Mäusen bewirken. TH-Zellen in der Hirnhaut produzieren IL-4, das antiinflammatorisch wirkt und die Produktion von Wachstumsfaktoren im Gehirn stimuliert, die die neuronale Plastizität und Widerstandsfähigkeit unterstützen.94
IL-4 und IL-10 hemmen die Aktivität von TH-1-Zellen und Makrophagen.49
IL-2 und IL-4 kombiniert induzieren eine Glucocorticoid-Resistenz in T-Zellen, indem sie die Affinität des Glucocorticoidrezeptors für seinen Liganden deutlich verringern.8889 Darüber hinaus verringert die Umwandlung von Cortisol in weniger aktive oder inaktive Metaboliten die Glucocorticoid-Empfindlichkeit der Zellen des Immunsystems gegenüber Glucocorticoiden.90
Verhaltensaktivere Ratten zeigten im nicht gestressten Zustand höhere periphere Blutwerte von entzündungsfördernden Zytokinen (IL-1α, IL-1β, IL-2, IFN-γ, Granulozyten-Monozyten-LSF) und entzündungshemmenden Zytokinen (IL-4, IL-10) als passivere Tiere.
Akuter Stress bewirkte bei verhaltensaktiveren Ratten einen Rückgang der Plasmaspiegel dieser Zytokine, bei passiveren Tieren dagegen einen Anstieg des proinflammatorischen IL-1β und des antiinflammatorischen IL-4 im peripheren Blut.51
IL-6 (und mehr noch das IL-6-verwandte Cardiotrophin‐1, CT‐1) verringern den BH4-Spiegel.8 BH4 ist ein zur Synthese von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin erforderliches Enzym. Eine Verringerung von BH4 bewirkt einen verringerten Serotonin- und Dopaminspiegel.
IL-6 und sIL-6R (auf eine Gabe von Interferon-Alpha) korrelierten nicht mit erhöhten Depressionswerten nach dem MADRS. Veränderungen des IL-6-Tagesverlaufs hatten keine Auswirkungen auf das Verhalten.25
Eine starke IL-6-Erhöhung ist neurophysiologisch verbunden mit:95
erhöhter Aktivität innerhalb des subgenualen vorderen cingulären Kortex (sACC) (eine Region, die in die Ätiologie der Depression involviert ist) während der Emotionsbewertung
Die Stressantwort von TNF-α, IL-6 und CRP ist bei Depressiven höher als bei Nichtbetroffenen.96
Die starke IL-6-Erhöhung ist neurophysiologisch verbunden mit95
reduzierter Konnektivität von sACC mit Amygdala, medialem präfrontalen Kortex, Nucleus accumbens und superiorem temporalem Sulkus, was durch peripheres Interleukin-6 moduliert wurde
Hohe IL-6, IL-1beta und IL-1-RA-Werte korrelieren mit verringerter Konnektivität zwischen
IL-6 vermittelt eine Beeinträchtigung der kognitiven Leistung bei Stress. Je höher die IL-1β, IL-6, und IL-8-Stressantwort auf einen emotional belastenden Film, desto größer die stressbedingte Beeinträchtigung der kognitiven Kontrolle/Leistung im Stroop-Test.76
1.2.5.2.3. Sozialverhalten konkurrierender und negativer¶
IL-6 bewirkt erhöhte konkurrierende soziale Interaktionen. Die basalen Blutwerte von IL-6 und des soluble TNF-Rezeptor korrelieren mit der Maß der konkurrierenden kompetitiven sozialen Interaktionen.103 Konkurrierende soziale Interaktionen sind das Gegenteil von Kooperation.
IL-6 bewirkt erhöhte negative soziale Interaktionen. Die IL-6 und soluble TNF-Rezeptor-Stressantwort korrelierte positiv mit dem Maß der negativen sozialen Interaktionen. Der basale Blutwert des soluble TNF-Rezeptors korrelierte positiv mit dem Maß der negativen sozialen Interaktionen.103 Aggression ist ein Beispiel von negativer sozialer Interaktion.
Psychischer Stress (durch TSST wie Angry memory retrieval) führt zu einer Erhöhung von IL-6 (sowie IL-1β und TNF-α) im Sinne einer Stressantwort. Die stressbedingte Erhöhung von IL-6, IL-1β und TNF-α korrelierte mit negativen Emotionen.79
1.2.5.3. IL-6 im Serum: Korrelation zu ADHS fraglich¶
Eine Untersuchung an 135 unmedikamentierten Erwachsenen fand keine Unterschiede bei IL-6 im Blut zwischen ADHS-HI-Betroffenen, ADHS-I-Betroffenen und Nichtbetroffenen.104 Eine weitere Untersuchung an 2307 Teilnehmern einer holländischen Studie kam zum gleichen Ergebnis.105
Eine andere Untersuchung an 120 Kindern mit und ohne ADHS fand im Schnitt 4-fach höhere IL-6-Serumspiegel bei den Kindern mit ADHS, wobei keine Korrelation mit IQ oder Symptomschwere bestand.106
Im Vergleich zu den anderen Untersuchungen wurde dieselbe Analysetechnik verwendet, lediglich von einem anderen Hersteller.
Eine weitere Untersuchung fand ebenfalls erhöhte IL-6- und IL-10-Serumwerte bei Kindern mit ADHS.54
Die unterschiedlichen Ergebnisse könnten möglicherweise daran liegen, dass die Spiegel von IL-6 im Blut und in der Hirnflüssigkeit nicht korrelieren müssen und neuropsychologische Auswirkungen der Zytokine nicht durch Blutwerte derselben repräsentiert werden.73
1.2.5.4. Ursachen eines IL-6-Anstiegs: Stress / Infektionen¶
Noradrenalin, das (wie Cortisol) Teil der endokrinen Stressreaktion ist, stimuliert dosisabhängig die Expression von IL-6-mRNA sowie die Produktion von IL-6 in Astrozyten mittels β2- und α1-Adrenozeptoren.108 Da die Noradrenalin-Ausschüttung zeitlich noch vor der Aktivierung der HPA-Achse erfolgt, könnte die Hemmung von IL-6 durch Cortisol eine negative Feedbackschleife darstellen, vergleichbar zur Hemmung der HPA-Achse nach erfolgter Stressreaktion.
Stress der Mutter, der Schäden beim Ungeborenen verursacht, wird diesem vermutlich primär durch IL-6 vermittelt. Die durch pränatalen Stress der Mutter verursachte mangelhafte Entstehung GABAerger Zellen beim Ungeborenen kann offenbar durch IL-6-Antagonisten verhindert werden.109
Psychischer Stress (TSST ebenso wie Angry memory retrieval) führte zu einer Erhöhung von IL-1β, TNF-α und IL-6 im Sinne einer Stressantwort. Die stressbedingte Erhöhung von IL-1β, TNF-α und IL-6 korrelierte mit negativen Emotionen.79
Bei Gewöhnung an den Stressor verringerte sich die Cortisolstressantwort, scheinbar aber nicht (oder langsamer?) die IL-6-Stressantwort.110
Die Stressantwort von TNF-α, IL-6 und CRP war bei Depressiven höher als bei Nichtbetroffenen.96
IL-6, IL-10, IL-17, IFN-γ und TNF-α wurden durch Alkoholkonsum (auf 1,2 Promille) wenig beeinflusst.50
Auf milden Stress zeigten Gesunde mit einer niedrigen Cortisolstressantwort höhere Stressantworten von IL-6 und IL-1ra im Blut als diejenigen mit einer hohen Cortisolstressantwort. Zugleich zeigten die Probanden mit einer niedrigen Cortisolstressantwort eine geringere Herzfrequenzvariabilität, was auf eine schlechtere Stressverarbeitung durch das vegetative Nervensystem hindeutet.85ADHS-HI ist mit einer abgeflachten Cortisolstressantwort verbunden, ADHS-I mit einer überhöhten Cortisolstressantwort.
Auf eine Thyphusimpfung erfolgte eine Erhöhung von IL-6 um 250 %, die mit einem Stimmungsabfall korrelierte. Die nicht gegen Thyphus geimpfte, sondern mit Placebo behandelte Gruppe zeigte einen leichten IL-6-Anstieg um 30 %.100 Dies könnte auf den mit der Testung verbundenen Stress zurückzuführen sein.
Feinstaub erhöhte die Genexpression für IL-6 nicht.83
Eine Gabe von 635 mg Eicosapentaensäure (EPA) und 195 mg Docosahexaensäure (DHA) (ungesättigte Fettsäuren) verringerte in einer Doppelblind-Placebostudie binnen 8 Wochen die Serum-CRP- und IL-6-Werte bei Kindern mit ADHS und verbesserte die ADHS-Symptomatik.111
Je höher die IL-8, IL-1β und IL-6-Stressantwort auf einen emotional belastenden Film, desto größer die stressbedingte Beeinträchtigung der kognitiven Kontrolle/Leistung im Stroop-Test.76
Verhaltensaktivere Ratten zeigten im nicht gestressten Zustand höhere periphere Blutwerte von entzündungsfördernden Zytokinen (IL-1α, IL-1β, IL-2, IFN-γ, Granulozyten-Monozyten-LSF) und entzündungshemmenden Zytokinen (IL-4, IL-10) als passivere Tiere.
Akuter Stress bewirkte bei verhaltensaktiveren Ratten einen Rückgang der Plasmaspiegel dieser Zytokine, bei passiveren Tieren dagegen einen Anstieg des proinflammatorischen IL-1β und des antiinflammatorischen IL-4 im peripheren Blut.51
Bei Frauen bewirkte Stress durch ein Interview einen Anstieg von81
Plasma-Cortisol
Noradrenalin
IL-1β
IL-10
TNF-a
Anzahl und Aktivität natürlicher Killerzellen.
IL-10, IL-6, IL-17, IFN-γ und TNF-α werden durch Alkoholkonsum (auf 1,2 Promille) wenig beeinflusst.50
Erhöhte IL-10-Plasma-Werte korrelieren mit höherer ADHS-Symptomatik93 Eine weitere Untersuchung fand ebenfalls erhöhte IL-6- und IL-10-Serumwerte bei Kindern mit ADHS.54
Die bislang einzige Untersuchung der Hirnflüssigkeit auf Zytokine bei ADHS fand bei 7 % der Kinder mit ADHS IL-10.53
Erhöhte IL-16-Plasma-Werte korrelieren mit höherer ADHS-Symptomatik und erhöhter Hyperaktivität/Impulsivität.93 Höhere IL-16-Plasma-Werte korrelieren zudem mit höheren Commission-Fehlern.93
Innerhalb einer Gruppe von Kindern mit ADHS korrelierten verringerte TNF-α- und IL-2-Plasma-Werte mit einem höheren Maß an oppositionellem Trotzverhalten.112
Erhöhte TNF-α und TNFR2-Werte nach IFN-α-Gabe korrelierte signifikant mit erhöhten Depressionswerten nach dem MADRS.25 Eine Behandlung von Betroffenen mit therapieresistenter Depression mit einem TNF-Antagonisten war nur bei hohen basalen hs-CRP Werten über 5mg/L und hohen TNF-α-Werten hilfreich.114
1.3.1.2.6. Kein Einfluss auf Anhedonie und Motivation¶
TNF-α hat keinen bekannten Einfluss auf Belohnungsprozesse / Motivation (Anhedonie), ebenso wie IL-1- beta, anders als eine IL-2-Einmalgabe.62
1.3.1.3. TNF-α im Serum: keine Korrelation zu ADHS¶
Eine Untersuchung an 135 unmedikamentierten Erwachsenen fand keine Unterschiede bei TNF-α im Blut zwischen ADHS-HI-Betroffenen, ADHS-I-Betroffenen und Nichtbetroffenen.104 Eine Untersuchung an 2307 Teilnehmern einer holländischen Studie kam zu demselben Ergebnis.105 Eine Untersuchung fand keine Veränderungen der Serumwerte von IL-2, IL-4, IL-17, TNF-α und IFN-Gamma bei Kindern mit ADHS.54
Ob dies daran liegen könnte, dass die Spiegel von TNF-α im Blut und in der Hirnflüssigkeit unterschiedlich sein können und neuropsychologische Auswirkungen der Zytokine nicht durch deren Blutwerte sondern ihre Werte im Gehirn repräsentiert werden,73 ist offen.
Psychischer Stress (TSST wie Angry memory retrieval) führt zu einer Erhöhung von IL-1β, TNF-α und IL-6 im Sinne einer Stressantwort. Die stressbedingte Erhöhung von IL-1β, TNF-α und IL-6 korreliert mit negativen Emotionen.79 Ebenso für TNF-α.110
Stress verursacht eine Cortisol- und TNF-α-Erhöhung (Stressantwort).96110 Eine weitere Studie bestätigt dies für IL-1-b und TNF-α sowie, in geringeren Maße, für CRP.80
Die Stressantwort von TNF-α, IL-6 und CRP ist bei Depressiven höher als bei Nichtbetroffenen.96
Bei Frauen bewirkte Stress durch ein Interview einen Anstieg von81
Plasma-Cortisol
Noradrenalin
IL-1β
IL-10
TNF-α
Anzahl und Aktivität natürlicher Killerzellen
Bei Frauen bewirkte Stress durch Schlafentzug einen Anstieg von82
Eingeatmeter Feinstaub fand sich bei Mäusen im Gehirngewebe wieder und erhöhte dort den Spiegel an TNF-α63 indem das zuständige Gen hochreguliert wurde.83
TNF-α-Blocker hemmen die durch TNF-α vermittelten Entzündungsprozesse.
Die jährlichen Therapiekosten einer Behandlung betragen rund 40.000 € (Stand 2019).
TFNR2 zeigt keinen Tagesrhythmus.25 IFN-α 2a wie IFN-α 2b führen zu signifikant erhöhten TFNR2-Werten.25
Die Erhöhung von TNF-α und TNFR2 auf IFN-α korrelierte signifikant mit erhöhten Depressionswerten nach dem MADRS.25
MCP-1 (Monoczyten Chemoattraktor Protein 1) verminderte die Leistung bei psychomotorischen Aufgaben wie einer Fingertippaufgabe und dem DSST (Digit Symbol Substitution Task).102
Alkoholkonsum (auf 1,2 Promille) verringert den Wert des Chemokins MCP-1 zunächst akut, wobei dieser in den folgenden 12 Stunden stetig anstieg und über dem Ausgangswert blieb, während der Alkohol binnen 10 Stunden vollständig abgebaut war.50
MCP-1 korrelierte mit verlangsamter Psychomotorik.98
Bei ASS-Betroffenen wurden signifikante Assoziationen zwischen erhöhten Plasmaspiegeln von CCL5 (= RANTES) und CXCL8 (= IL-8, NAP-1, MDNCF, GCP-1) und häufigeren anormalen Verhaltensweisen und weniger adaptiven Verhaltensweisen gefunden.115116117
Ein verringerter Plasmaspiegel von TGFβ1 (Transforming growth factor beta1) korrelierte in einer Untersuchung von ASS-Betroffenen mit mehr Stereotypie, Reizbarkeit, Hyperaktivität und anderen Verhaltenssymptomen und weniger adaptivem Verhalten.118
2.1. NF-kB (Nuclear factor ‘kappa-light-chain-enhancer’ of activated B-cells)¶
NF-kB ist ein spezifischer Transkriptionsfaktor, der in fast allen tierischen Zelltypen und Geweben vorkommt. Durch Bindung an regulatorische Abschnitte der DNA kann er die Transkription abhängiger Gene beeinflussen.
Psychosozialer Stress erhöht über Noradrenalin an Alpha(1)- und Beta-Adrenozeptoren den NF-kB-Spiegel in peripheren menschlichen Blutzellen. Der Stress erhöhte ebenso Katecholamine und Cortisol. NF-kB kehrte nach einer Stunde zu den Ausgangswerten zurück.119
Eingeatmeter Feinstaub fand sich bei Mäusen im Gehirngewebe wieder und erhöhte dort den NF-kB-Spiegel.63
Bei chronischen autoimmunen rheumatischen Erkrankungen sind Adenosin-A2A- und A3-Rezeptoren in Lymphozyten überexprimiert. A2A- und A3-Agonisten hemmten die Aktivierung von NF-κB, die Freisetzung typischer proinflammatorischer Zytokine und die Konzentration von Metalloproteinasen, die an den Entzündungsreaktionen bei chronischen autoimmunen rheumatischen Erkrankungen beteiligt sind.120
MIF / MMIF (Macrophage migration inhibitory factor) wird auch GIF (Glycosylation-inhibiting factor), L-dopachrome isomerase oder phenylpyruvate tautomerase genannt. Es handelt sich um ein pro-inflammatorisches Zytokin.
Erhöhte Plasmaspiegel von MIF korrelieren laut einer Untersuchung bei ASS-Betroffenen mit schwerwiegenderen sozialen Beeinträchtigungen und weniger phantasievollem Spiel.121
Erhöhtes CRP in der Gehirnflüssigkeit korreliert signifikant mit erhöhten Glutamatwerten in den rechten Basalganglien, unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse, Körpermassenindex, Raucherstatus und Depressionsschwere.24
Erhöhtes Glutamat in der rechten Basalganglien korreliert mit Anhedonie und psychomotorischer Verlangsamung bei verschiedenen Tests.24
Plasma-CRP korrelierte nicht mit Glutamatwerten im dorsalen ACC.24
CRP in Plasma und Liquor korrelieren mit CSI-Messungen von Basalganglien-Glutamat und dem Glialmarker Myoinositol.24
Akuter Stress erhöht die Blutwerte von IL-1-b und TNF-a sowie, in geringerem Maße, von CRP.80
Die Stressantwort von TNF-α, IL-6 und CRP ist bei Depressiven höher als bei Nichtbetroffenen.96
Eine Untersuchung an 2307 Teilnehmern einer niederländischen Studie fand keine Korrelation zwischen Blutwerten von C-reaktivem Protein (CRP) und ADHS.105
Eine Gabe von 635 mg Eicosapentaensäure (EPA) und 195 mg Docosahexaensäure (DHA) (ungesättigte Fettsäuren) verringerte in einer doppelblinden Plazebostudie binnen 8 Wochen die Serum-CRP- und IL-6-Werte bei Kindern mit ADHS und verbesserte die ADHS-Symptomatik.111
gefunden. Es wurden keine Unterschiede zwischen ADHS-HI und ADHS-I festgestellt.
NOS, XO, GST und PON-1 sind wichtige Marker für oxidativen Stress. ADA ist ein Marker für zelluläre Immunität.122
Endotoxin / Lipopolysaccharid (LPS) ist ein Pathogen, das durch das Bakterium Escherichia Coli (E. Coli) ausgeschieden wird. Infektionen mit E. Coli sind daher ein Auslöser einer schweren Immunreaktion.
4.1.1. Neurophysiologische Wirkungen von Endotoxin¶
4.1.1.1. Noradrenalin, Serotoninumsatz durch Endotoxin erhöht¶
Endotoxin / Lipopolysaccharid (LPS) erhöht den Noradrenalin- und Serotoninumsatz sowie den Tryptophanspiegel ebenso wie IL-1. IL-1-Antagonisten unterbinden diese Wirkung teilweise.1
Dieselbe niedrige Dosis Endotoxin, die Zuckerbelohnungen uninteressanter macht, scheint Dopamin und Serotonin im Nucleus accumbens zu verringern123 und die Metaboliten von Katecholaminen, wie 5-HIAA, DOPAC und HVA, im Nucleus accumbens und im mPFC signifikant zu erhöhen. Dass ein Wiederaufnahmehemmer diese Wirkung unterbinden konnte, deutet darauf hin, dass Endotoxin die Aktivität der DAT erhöht.124
Sowohl die kurz- als auch langfristigen Wirkungen von Endotoxin auf den Dopaminspiegel können durch Hemmung oder genetische Blockade von entzündlichen Zytokinen wie TNF-α (z.B. durch Catalpol) neutralisiert werden.124125 Dies deutet darauf hin, das (u.a.) TNF-α Anhedonie vermitteln könnte.
Endotoxin reduzierte die Anzahl der Tyrosinhydroxylase-immunreaktiven Neuronen in der Substantia Nigra (einem Ursprungsort von Dopamin)126
Ist die Sensitivität für die Suppression der HPA-Achse durch Dexamethason verringert, bewirkt Endotoxin deutlich stärkere Erhöhungen von IL-6.128
erhöht IL-10
Cortisolgabe unmittelbar vor der Endotoxin-Gabe verstärkte den IL-10-Anstieg erheblich. Cortisolgabe mehr als 6 Stunden vor der Endotoxingabe beeinflusste den IL-10-Anstieg nicht. Im Labor verringert Cortisol den durch Endotoxin verursachten IL-10-Anstieg und kehrte den durch Adrenalin erhöhten IL-10-Anstieg bei Endotoxingabe in eine IL-10-Abnahme um.129
erhöht TNF-α
Cortisolgabe unmittelbar vor der Endotoxingabe unterbindet die TNF-α-Ausschüttung. Cortisolgabe mehr als 12 Stunden vor der Endotoxin-Gabe erhöht den durch Endotoxin verursachten TNF-α-Anstieg.1291
Eine einmalige Gabe von Endotoxin bei Mäusen erhöht den TNF-α-Wert umgehend (ausser in Mäusen mit deaktiviertem TNFα-Rezeptor). Während der periphere TNF-α-Wert nach 9 h im Serum und nach 1 Woche in der Leber wieder sank, war er im Gehirn auch nach 10 Monaten noch erhöht.127
Ist die Sensitivität für die Suppression der HPA-Achse durch Dexamethason verringert, bewirkt Endotoxin deutlich stärkere Erhöhungen von TNFα.128
erhöht MCP-1
Endotoxin erhöht die Expression von MCP-1 (ausser in Mäusen mit deaktiviertem TNFα-Rezeptor):127
erhöht NF-κB p65
Endotoxin erhöht die Expression von NF-κB p65 (ausser in Mäusen mit deaktiviertem TNFα-Rezeptor):127
Endotoxin aktivierte Mikroglia (ebenso wie durch TNF-α)126 (ausser in Mäusen mit deaktiviertem TNFα-Rezeptor)127Mikroglia können die Expression von induzierbarer Stickoxidsynthase (iNOS) erhöhen und signifikante Mengen von Stickoxid (NO) und TNF-α freisetzen, welche die dopaminergen Neuronen schädigen können.125
Endotoxin erhöht die depressive Stimmung1301 binnen 24 Stunden.131
Peripheres Endotoxin löst depressives Verhalten mittels Indoleamin 2,3-Dioxygenase (IDO) aus, indem der Tryptophanumsatz erhöht wird. Der Abbaustoff von Tryptophan, L-Kynurenin, löst dosisabhängig depressives Verhalten aus.132
Eine IDO-Blockade vor Endotoxingabe
verhindert depressive Verhaltensweisen.
normalisiert das Kynurenin/Tryptophan-Verhältnis im Plasma und Gehirn
verhindert nicht die Steigerung des Serotoninumsatzes im Gehirn
IDO kann blockiert werden
indirekt durch Entzündungshemmer, die die durch Endotoxine induzierte Expression von proinflammatorischen Zytokinen abschwächen, z.B. Minocyclin (ein Breitbandantibiotikum, das COX-2 erhöht)133
direkt durch IDO-Antagonisten, z.B. 1-Methyltryptophan (1-MT)
verringerte die motorische Aktivität noch nach 6 Stunden, aber nicht mehr nach 24 Stunden
erhöhte depressives und anhedonisches Verhalten auch noch nach 24 und 48 Stunden
Nach 6 Stunden war c-Fos in allen Hirnarealen deutlich reduziert
Nach 24 Stunden korrelierte depressives Verhalten mit einer verzögerten zellulären Aktivität (FosB/ΔFosB) insbesondere in Amygdala, Hippocampus und Hypothalamus
Endotoxin verringert die Aktivität des Striatums auf angebotene Belohnungen (Anhedonie).130 Es verringerte die Motivation, Aktivitäten zu entwickeln, um Zuckerbelohnung zu erhalten, während die Bevorzugung von Zucker gegenüber anderer Nahrung selbst nicht verringert war.134123
verringerte die motorische Aktivität noch nach 6 Stunden, aber nicht mehr nach 24 Stunden
erhöhte depressives und anhedonisches Verhalten auch noch nach 24 und 48 Stunden
4.1.2.4. Lebenslange Verhaltensänderungen bei Endotoxin an Neugeborenen¶
4.1.2.4.1. Verringerte Depressionssymptome auf Stress bei unverändertem Serotoninspiegel¶
Neugeborene Ratten, die mit Endotoxin behandelt wurden, zeigten als erwachsene Tiere geringere depressive Symptome auf unausweichbaren Schmerzstress.135 Dabei unterschied sich der Serotoninspiegel in der Amygdala weder vor, während oder nach dem Stress von den Tieren, die nicht als Neugeborene mit Endotoxin behandelt wurden.
Während sich die basalen Cortisolspiegel der neugeborenen Ratten vor der Endotoxinbehandlung und auch der erwachsenen Tiere beider Gruppen nicht unterschieden, zeigten erwachsene Tiere, die als Neugeborene mit Endotoxin behandelt worden waren, eine deutlich abgeflachte Cortisolstressantwort während und nach dem Stress.135
4.1.2.4.3. Gedächtnisprobleme bei erneuter Immunaktivierung im Erwachsenenalter¶
Neugeborene Ratten, die mit Endotoxin behandelt wurden, zeigen im Erwachsenenalter auf eine erneute Endotoxinbehandlung77
erhöhte Genexpression für Mikroglia-Zellmarker im Hippocampus
einen stärkeren Anstieg der Genexpression der Gliazellmarker im Hippocampus
dieser Anstieg blieb 24 h länger erhöht
eine schnellere Zunahme von IL-1beta in Hippocampus und PFC
eine verlängerte IL-1-beta Erhöhung im PFC
peripheren Zytokinen oder basales Corticosteron waren unverändert
eingeschränkte Gedächtnisleistungen
diese konnte durch Gabe eines Caspase-1-Inhibitors an die erwachsenen Tiere 1 Stunde vor dem Lernereignis und der anschliessenden Endotoxingabe unterbunden werden.
Ein Caspase-1-Inhibitor unterbindet die Synthese von IL-1beta
4.1.2.4.4. Verringerte immunologische Wirkung von Amphetamin¶
Endotoxin bei neugeborenen Ratten am 4. Lebenstag bewirkt veränderte Reaktionen auf Amphetamine bei jugendlichen Tieren. Untersucht wurden die Auswirkungen auf:136
GFAP (Glia-Fibrillinsäureprotein, ein Astroglia-Marker)
Die Veränderungen durch eine einmalige nichttoxische Amphetamingabe bei jugendlichen Tieren differierte nach Gehirnregionen:
Veränderungen im PFC:
Im mPFC erhöhte Amphetamin die Genexpression für
IL1β
IL6
TNFα
CD200
Arc
GFAP
bei Ratten, die neonatal nicht mit Endotoxin behandelt wurden, nicht aber bei Tieren, die am 4 Lebenstag mit Endotoxin behandelt wurden.
Bei CD11b und IL-10 ergaben sich keine relevanten Unterschiede.
Veränderungen im Nucleus accumbens:
Im NAcc erhöhte Amphetamin die Genexpression für
IL1β
CD200
nur bei nicht mit Endotoxin behandelten Ratten,
während die Genexpression abnahm von
CD200
nur bei mit Endotoxin behandelten Tieren.
Bei allen Tieren erhöhte Amphetamin die Genexpression von
IL1β
Arc
Unverändert blieben
IL6
GFAP
CD11b
IL-10
TNFα
Veränderungen im Hippocampus (CA1):
Amphetamin erhöhte die Genxpression für
Arc
GFAP
nur bei nicht mit Endotoxin behandelten Ratten
Amphetamin erhöhte die Genexpression von
IL1β
bei allen Tieren.
Unverändert blieben
IL6
CD200
CD11b
IL-10
TNFα.
Somit sind diese Ergebnisse den Auswirkungen der neonatalen E. coli-Infektion auf die Reaktion der Erwachsenen auf psychischen Stress, die abgestumpft wurden, ähnlicher als auf die Reaktion der Erwachsenen auf LPS, die verstärkt wurden.
5. Weitere Elemente innerhalb und ausserhalb der Immunreaktion¶
5.1.1. BDNF im Serum: eher keine Korrelation zu ADHS¶
BDNF ist kein Entzündungsmarker, sondern relevant für die Neurogenese.
Eine Untersuchung fand signifikant verringerte BDNF-Werte (brain-derived neurotrophic factor) im Blut bei Erwachsenen mit ADHS, wobei diese Werte bei ADHS-HI tendenziell noch geringer waren als bei ADHS-I.137 Eine andere Studie fand dagegen erhöhte BDNF-Werte bei Kindern mit ADHS.138
Eine Untersuchung an 2307 Teilnehmern einer holländischen Studie139 und eine weitere Studie140 fanden dagegen keine Korrelation zwischen Blutwerten des Wachstumfaktors BDNF und ADHS.
Zelladhäsionsmoleküle (CAM = cell adhesion molecule) sind Proteine, die die Kontakte zwischen Zellen im Gewebe vermitteln. Sie bewirken den Zusammenhalt von Geweben und die Kommunikation von Zellen untereinander.
Bei extrem Frühgeborenen erhöhte eine eintägige Erhöhung des interzellulären Adhäsionsmoleküls-3 das Risiko von Aufmerksamkeitsproblemen.141
Bei extrem Frühgeborenen erhöhte sich das Risiko von Aufmerksamkeitsproblemen bei einer Feststellung von dauerhaften oder wiederkehrenden Erhöhungen von141
Anti-Yo-Antikörper sind Immunglobulin G (IgG) Autoantikörper, die mit einem 62 kDa Purkinje Zell-Zytoplasmaprotein reagieren. Sie beeinträchtigen die Funktion des Cerebellums (Kleinhirn).142 Das Cerebellum ist für die motorische Koordination zuständig. Bei ADHS sind motorische Probleme häufig.143
Eine Untersuchung fand bei 77,5 % der Kinder mit ADHS Anti-Yo-Antikörper. Bei diesen Kindern waren zugleich die IL-6 und IL-10-Plasma-Werte erhöht.144
S100B ist ein Zytokin-bezogenes Neurotrophin. Diagnostisch ist S-100B ein Marker für eine Hirnschädigung (z.B. Schlaganfall, Schädelhirntrauma).
Kinder mit ADHS und vorwiegend internalisierenden Symptomen (ADHS-I) zeigten niedrigere S100B-Plasma-Werte als ADHS-Kinder mit externalisierenden Symptomen (ADHS-HI).93
Bei ADHS-Betroffenen und ihren Müttern (nicht aber ihren Vätern) wurden verringerte C4BP-Blutspiegel gefunden. C4BP ist ein Protein, das für die immunologische Abwehr viraler und bakterieller Infektionen durch das Komplementsystem wichtig ist.145
Antikörper gegen Glutaminsäure-Decarboxylase 65 (GAD65) fanden sich im Serum von 15 % der Kinder mit Autismus (N = 20), 27 % der Kinder mit ADHS (N = 15) und keiner der Kontrollen (N = 14). Das Serum von 60 % der autistischen und 53 % der Kinder mit ADHS reagierte mit Purkinje Neuronen im Kleinhirn der Maus. Das Serum von 20 % der Kinder mit ADHS reagierte auch mit den Zellen in den molekularen und granulären Zellschichten und Zellen in der Nähe der Purkinje Neuronen. Reaktionen von Serumantikörpern mit den Zellen im Kleinhirn deuten auf direkte Auswirkungen auf die Gehirnfunktion hin.146
Nisticò, De Sarro (1991): Is interleukin 2 a neuromodulator in the brain? Trends in Neurosciences, Volume 14, Issue 4, 1991, Pages 146-150, ISSN 0166-2236, https://doi.org/10.1016/0166-2236(91)90086-A. ↥