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1. Symptomentwicklung von ADHS (mit Hyperaktivität) nach Alter
1.1. Säuglingsalter
Eine Studie konnte bei Kindern mit 1 Monaten anhand des Verhaltens (vornehmlich erhöhter Aktivität und Impulsivität und häufiger berichteten Verhaltens- und Temperamentsproblemen) diejenigen mit einem hohen genetischen AD(H)S-Risiko (ältere Geschwister oder Eltern mit AD(H)S) von denjenigen ohne genetisches AD(H)S-Risiko unterscheiden.(1)
- Unruhe, Hypermotorik
- Ca 60% der Kinder zeigen extreme Unruhe((www.sonderpaedagogik-k.uni-wuerzburg.de/fileadmin/06040400/downloads/sopaed2_ws0304_ads-adhs.pdf)
- ununterbrochener Bewegungsdrang(2)
- unerschöpfliche Energie(3)
- Krabbeln entfällt, frühes Laufen(4)
- unruhig, unausgeglichen(4)
- Spielausdauer verkürzt(4)
- Schwierigkeiten, selbst einen ruhigen Wachzustand herzustellen(3)
- Schlaf
- Weinen, Schreien
- Nahrungsaufnahme
- Sauberkeitserziehung häufig verzögert(2)
- Sprachentwicklung häufig verzögert(2)
- Streicheln wird nicht genossen(4)
- häufig Hautallergien(4)
1.2. Kleinkindalter (1 – 3 Jahre)
- Ablenkbarkeit(3)
- Chaotisches und destruktives, wenig zielgerichtetes Spielverhalten(2)
- Schlafprobleme
- Grobmotorische Probleme
- Spielausdauer verkürzt(6)
- wechselt häufig Beschäftigung
- führt Spiel nicht zuende
- Lernprobleme
- nicht warten können(6)
- bis an der Reihe
- Sensibilitätsveränderungen
- hochsensibel oder hyposensibel gegenüber Außenreizen(6)
- Novelty Seeking
- ADHS-spezifisch:
- Gruppenunfähigkeit und Störverhalten, Außenseiterrolle(2)
- Ständiges Herumzappeln und Dazwischenreden im Stuhlkreis(2)
- Starker Bewegungsdrang führt zu Selbst- und Fremdgefährdung(2)
- Kein Gefahrenbewusstsein(2)
- Impulsivität
- Impulsivität im Alter von 2 Jahren korrelierte mit AD(H)S-Symptomen im Alter von 3 Jahren.(8)
- Emotionale Dysregulation
- ADS-spezifisch:
1.3. Vorschulalter (4 – 6 Jahre)
1.3.1. ADS im Vorschulalter (ohne Hyperaktivität)
- häufig ängstlich(6)
- häufig unsicher(6)
- Lernschwierigkeiten
- Grobmotorik
- zurückgezogenes Sozialverhalten
- verliert und vergisst häufig Sachen(6)
1.3.2. AHDS im Vorschulalter (mit Hyperaktivität)
- motorische Hyperaktivität
- Impulsivität
- Aufmerksamkeitsprobleme
- Aggression
- häufig als Komorbidität
- insbesondere bei Unsicherheit(6)
- Grobmotorik
- Sozialverhalten
- starker Gerechtigkeitssinn(6)
- hoher Ehrgeiz bei Sport und Spiel(6)
- will häufig bestimmen(6)
- eifrig bei sozialen Diensten(6)
- schnell beleidigt((Simchen (2015): 1.1. Viele fragen: “Woran erkenne ich ADS ?” In: Die vielen Gesichter des ADS, 4. Aufl.)
- Rejection Sensitivity
- Ungeduld
- nässt häufiger noch ein(6)
- tagsüber häufiger als nachts
- Schlaf
1.4. Schulzeit (6 bis 15 Jahre)
AD(H)S-Symptome treten jetzt voll zu Tage.(2)
1.4.1. ADS im Schulalter (ohne Hyperaktivität)
- emotionale Probleme
- Aufmerksamkeits- und Lernschwierigkeiten
- Grob- und Feinmotorische Probleme
- Sozialverhalten
- verliert und vergisst häufig Sachen
- Somatisierungstendenzen
1.4.2. ADHS im Schulalter (mit Hyperaktivität)
- Sozialverhalten
- Einfügen in den Klassenverband sehr erschwert(2)
- Aggression
- schlägt häufig, wird häufig von anderen geschlagen(2)
- Risikoverhalten
- Aufmerksamkeitsprobleme werden erstmals erkennbar
- frühestens im Alter ab 7 Jahre
- bis zum Alter von 14, 15 Jahren
- motorische Hyperaktivität
- Grobmotorik
- schlechte Kraftdosierung(6)
- Impulsivität
- Hochsensibilität
- ist oft selbst Lärmempfindlich(9)
- Aufmerksamkeitsprobleme
- zeigen sich häufig erst in höherem Alter (Schulzeit)
- kann nicht lange zuhören(6)
- vergisst schnell(6)
- verliert viel(6)
- Konzentrationsspanne begrenzt
- wechselt häufig zwischen Aufgaben / Tätigkeiten hin und her(6)
- malt häufig nebenher
- Schwierigkeiten, mit den Hausaufgaben zu beginnen(6)
- unterbricht Hausaufgaben häufig(6)
- gute Beobachtungsgabe(6)
- Lernprobleme
- macht Fehler immer wieder
- lernt aus Fehlern nicht(6)
- Grobmotorik
- emotionale Dysregulation
- Rejection Sensitivity
- fühlt sich schnell ungerecht behandelt(6)
- Rejection Sensitivity
- Sozialverhalten
- sammelt nutzlose Dinge(6)
- Schlaf
- häufig spätes einschlafen
1.5. Jugendalter (ab 15 Jahre)
- motorische Hyperaktivität verringert sich(2)
- innere und äußere Unruhe(6)
- Impulsivität und verminderte Aufmerksamkeit bleiben erhalten(2)
- Orientierung an sozialen Randgruppen(2)
- Risiko, eine Suchtbereitschaft zu entwickeln(2)
- Bereitschaft zum Hochrisikoverhalten(2)
- Häufige Unfälle(2)
- Leistungsabfall unter Stress(6)
- Organisationsprobleme(6)
- geringe Zielstrebigkeit(6)
- Krakelige Handschrift(6)
1.6. Erwachsenenalter
- kaum noch motorische Hyperaktivität, stattdessen innere Unruhe, Getriebensein(11)
- Aufmerksamkeitsprobleme lassen etwas nach
- Emotionale Probleme / Affektive Komorbiditäten nehmen zu
- Depressionen
- Angststörungen
- Erhöhtes Suchtrisiko, Störungen im Sozialverhalten(12)
- Angstsymptome, Alkoholprobleme(13)
- Strafauffälligkeiten(14)
- Erhöhte Unfallneigung(15)
- Schlechtere berufliche Position(16)
2. Symptomhäufigkeit und Symptomintensität bei AD(H)S
Die Diagnose von AD(H)S erfolgt nicht dadurch, dass eine spezielle Art von Symptomen vorliegt, die es ausschließlich bei AD(H)S gibt (kategorial), sondern durch die Menge an Symptomen, die originär aus AD(H)S stammen können und deren Intensität (dimensional).(17)(18)
- In einer von Barkley(19) vorgestellten Symptomsammlung haben
- Nichtbetroffene im Schnitt 1 bis 2 der 18 Symptome oft, also rund 5 %
- AD(H)S-Betroffene haben im Schnitt 12 der 18 der genannten Symptome oft, also rund 66 %.(19)
- In dem von uns selbst gestalteten Onlinetest ⇒ AD(H)S-Online-Tests
haben- nach ihrer eigenen Einschätzung nicht betroffene Probanden im Schnitt knapp 8 von 32 möglichen Symptomen (25 %)
- Probanden mit einer gesicherten AD(H)S-Diagnose rund 24 der 32 möglichen Symptome (75 %)
- Kaum ein Betroffener hat alle Symptome “oft”, und es ist kaum typisierbar, welche Symptome gehäuft gemeinsam auftreten.
Die Symptome müssen über einen längeren Zeitraum und in mehreren Lebensbereichen auftreten. Meist sind sie vor dem 12. Lebensjahr erstmals sichtbar geworden. Es werden allerdings immer mehr Fälle eines Late Onset AD(H)S erkannt, bei dem im Jugendalter keine ausreichend starke Symptomatik bestand, die eine Diagnose gerechtfertigt hätte. Des betrifft vor allem Frauen ab Ende 30.
Dass Symptome länger und in verschiedenen Lebensbereichen bestehen müssen, dient dazu, AD(H)S als dauerhafte Störung von den Symptomen einer lediglich vorübergehenden (Stress-)Belastung durch zeitlich begrenzt bestehende Stressoren abzugrenzen.
3. Ethnische und kulturelle Unterschiede
Bei der Diagnose von AD(H)S bei Kindern durch Erwachsene sollten die unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Hintergründe berücksichtigt werden.(20)
Zuletzt aktualisiert am 11.02.2021 um 23:55 Uhr