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Methylphenidat (MPH) bei ADHS

Inhaltsverzeichnis

Methylphenidat (MPH) bei ADHS

WARNUNG:
Medikamente gegen ADHS sollten nur nach sorgfältiger Diagnose durch spezialisierte Fachärzte verschrieben werden. Diese Informationen können eine fundierte ärztliche Beratung nicht ersetzen und dienen lediglich dazu, die Gespräche mit Ärzten und Therapeuten zu unterstützen.

Methylphenidat ist eines der wichtigsten Medikamente zu Behandlung von ADHS und dient daneben zur Behandlung von Narkolepsie und Depression. Methylphenidat ist ein Stimulanz.

Stimulanzien werden seit vielen Jahrzehnten als ADHS-Medikamente eingesetzt und haben bei bestimmungsgemäßem Gebrauch eine hohe Effektstärke bei geringen Nebenwirkungen. Sie verringern zudem die Wahrscheinlichkeit einer Suchtentwicklung,12 erhöhen sie jedenfalls nicht.34
Eine möglichst frühzeitige Behandlung von ADHS mit Stimulanzien verringerte das Risiko einer Suchtentwicklung im Erwachsenenalter. Jedes Jahr, um das Stimulanzienbehandlung später begann, erhöhte sich das Risiko einer Suchtentwicklung im Erwachsenenalter um das 1,46-fache.5

Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Stimulanzien als Medikamenten und Stimulanzien als Drogen. Eine schnelle, hohe, die Rezeptoren mehrheitlich belegende und schnell wieder abnehmende Dosierung (= Drogen) führt zu einem Neurotransmitterüberschuss und löst dadurch Rauschzustände aus. Eine langsame, niedrig dosierte, die Rezeptoren nur teilweise belegende Dosierung (= Medikamente) gleicht dagegen lediglich das bei ADHS bestehende Neurotransmitterdefizit aus und beseitigt die hierdurch ausgelösten Symptome.

Stimulanzien wirken primär dopaminerg und geringer auch noradrenerg als Wiederaufnahmehemmer.
Nikotin wirkt indirekt stimulierend, indem es an Acetylcholinrezeptoren bindet und darüber indirekt eine Freisetzung von (unter anderem) Dopamin bewirkt.6

Stimulanzien wirken dopaminerg auf den Nucleus accumbens und verbessern die Symptome von Hyperaktivität und Eigenaktivierungs-/Verstärkungsprozessen, während die Probleme der Antwortverzögerung und des Arbeitsgedächtnisses durch noradrenerge Auswirkungen des Locus coeruleus auf den PFC vermittelt werden. Die Wirkungen von Stimulanzien auf Aufmerksamkeit und Verhaltenskontrolle werden dopaminerg und noradrenerg vermittelt.7

Details zu Stimulanzien

Stimulanzien (z.B. Nikotin, Methylphenidat, Amphetamine, Entactogene, Kokain) verstärken die dopaminerge Neurotransmission im Striatum durch erhöhte Dopaminfreisetzung und/oder Hemmung der präsynaptischen Dopaminwiederaufnahme. Opioiderge Substanzen (z.B. Alkohol, Cannabis, Opioide) wirken mittels eines μ-Opiatrezeptor-Mechanismus indirekt dopaminerg, indem dopaminerge Neurone des VTA aktiviert werden und durch direkte Adressierung der Opioidrezeptoren.8
Diese Mechanismen werden von jedem gesunden Gehirn durch körpereigenes Dopamin, körpereigene Endorphine und körpereigene Opioide genutzt. Rauschwirkung entsteht durch einen sehr schnellen (phasischen) Anstieg von Dopamin im Gehirn, der nur durch eine erhöhte Dopaminausschüttung aus den Vesikeln bewirkt werden kann. Medikamente bewirken dagegen als Wiederaufnahmehemmer über einen langsamen (tonischen) Anstieg keine Rauschwirkung, sondern verringern mittelbar sogar das phasische Dopaminlevel.

Stimulanzien verbessern die kognitiven Fähigkeiten. In einer sehr umfangreichen Untersuchung von n = 766244 Probanden wurde eine relevante Verbesserung von Prüfungsergebnissen von ADHS-Betroffenen unter Stimulanzien-Medikation festgestellt, wenn auch das Leistungsniveau Nichtbetroffener nicht erreicht wurde. Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer hatten auf die Prüfungsergebnisse dagegen keinen Einfluss.9

Methylphenidat bei ADHS

Methylphenidat ist in Europa bei Kindern das Mittel erster Wahl und bei Erwachsenen das Mittel zweiter Wahl (nach Amphetaminmedikamenten) bei ADHS. Es ist seit 1937 bekannt.
In den USA erhalten Jugendlichen mit ADHS zu 52,9 % MPH und 39.3 % Amphetaminmedikamente als erstes verschriebenes ADHS-Medikament. Im Verlauf der Behandlung ist MPH bei rund 40 % das primär verschriebene Medikament und 33 % AMP das primär verschriebene Medikament.10


  1. Wilens, Kaminski (2019): Editorial: Stimulants: Friend or Foe? J Am Acad Child Adolesc Psychiatry. 2019 Nov 20. pii: S0890-8567(19)32157-4. doi: 10.1016/j.jaac.2019.11.009.

  2. Wilens, Faraone, Biederman, Gunawardene (2003): Does stimulant therapy of attention-deficit/hyperactivity disorder beget later substance abuse? A meta-analytic review of the literature. Pediatrics. 2003 Jan;111(1):179-85. doi: 10.1542/peds.111.1.179. PMID: 12509574. METASTUDIE

  3. Humphreys, Eng, Lee (2013): Stimulant medication and substance use outcomes: a meta-analysis. JAMA Psychiatry. 2013 Jul;70(7):740-9. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2013.1273. PMID: 23754458; PMCID: PMC6688478. METASTUDIE

  4. Molina, Hinshaw, Eugene Arnold, Swanson, Pelham, Hechtman, Hoza, Epstein, Wigal, Abikoff, Greenhill, Jensen, Wells, Vitiello, Gibbons, Howard, Houck, Hur, Lu, Marcus; MTA Cooperative Group. (2013): Adolescent substance use in the multimodal treatment study of attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) (MTA) as a function of childhood ADHD, random assignment to childhood treatments, and subsequent medication. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry. 2013 Mar;52(3):250-63. doi: 10.1016/j.jaac.2012.12.014. PMID: 23452682; PMCID: PMC3589108. n = 697

  5. Dalsgaard, Mortensen, Frydenberg, Thomsen (2014): ADHD, stimulant treatment in childhood and subsequent substance abuse in adulthood – a naturalistic long-term follow-up study. Addict Behav. 2014 Jan;39(1):325-8. doi: 10.1016/j.addbeh.2013.09.002. PMID: 24090624. n = 208

  6. https://www.dasgehirn.info/entdecken/drogen/steckbrief-nikotin

  7. Solanto (1995): Neuropsychopharmacological mechanisms of stimulant drug action in attention-deficit hyperactivity disorder: a review and integration; Behav Brain Res. 1998 Jul;94(1):127-52. REVIEW

  8. Edel, Vollmoeller (2006): Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung bei Erwachsenen, Springer, Seite 112

  9. Rohde (2017): Efficacy of Stimulants Beyond Treatment of Core Symptoms of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder; JAMA Psychiatry. doi:10.1001/jamapsychiatry.2017.1423

  10. Fouladvand, Hankosky, Bush, Chen, Dwoskin, Freeman, Henderson, Kantak, Talbert, Tao, Zhang (2019): Predicting substance use disorder using long-term attention deficit hyperactivity disorder medication records in Truven. Health Informatics J. 2019 May 19:1460458219844075. doi: 10.1177/1460458219844075.

Diese Seite wurde am 13.03.2023 zuletzt aktualisiert.